Wohlklang oder Werktreue?
Die sechs Alben dieser Wiederauflage sind musikalisch über jeden Zweifel erhaben, haben sich im Laufe der Jahre einen hervorragenden Ruf erworben, können klanglich aber nicht ganz mit hervorragenden Produktionen unserer Tage Schritt halten. Das mag zu einem geringen Teil am nun auch schon beträchtlichen Alter der Bänder liegen, schließlich wurden sie vor mehr als 40 Jahren aufgenommen. Vor allem aber ist jede Klangästhetik zeitbedingt – und sei es auch nur auf Grund der zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbaren Technik. Mit heutigem Equipment ließe sich der Sound für die Wiederveröffentlichungen so zeitgeistig perfektionieren, dass Oscar Peterson und sein Trio sich fast selbst nicht mehr wiedererkennen würden: Eine Tonhöhenschwankung am Anfang eines Songs, wohl weil der Techniker das Tonband etwas zu spät gestartet hat und die Maschine sich erst stabilisieren muss? Kein Problem, digital könnten wir es leicht richten. Ein Lautstärkesprung im Applaus von „I'm In The Mood For Love“ auf Girl Talk, weil ein Raummikrofon etwas verzögert eingeschaltet wurde? Lässt sich ausgleichen. Man könnte aber auch das gesamte Klatschen wegschneiden, wie das bei den Veröffentlichungen der Alben auf SACD gemacht wurde.
All das haben wir nicht getan. Zum einen erscheinen die Reissues ja in der Triple-A-Series. Und da verzichten wir prinzipiell auf jegliches Digital-Equipment, was die Möglichkeiten der Nachbearbeitung schon einmal einschränkt. Zum anderen bringen wir den klassischen Aufnahmen soviel Respekt entgegen, dass sich beispielsweise die Änderung des damals weit verbreiteten Ping-Pong-Stereobildes von selbst verbietet. Christoph Stickel und ich haben in den MSM-Studios München mit feinsten analogen Equalizern und Studer-Bandmaschinen sehr behutsam zum Beispiel dem Piano seinen an einigen Stellen recht topfigen Klang genommen, dem Bass hier und da zu etwas mehr Druck verholfen oder einem Schlagzeugbecken etwas mehr Glanz gegeben oder Schärfe genommen. Es ging uns um subtile klangliche Verfeinerungen, die den Charakter der Erstauflagen erhalten. Den Lautstärkesprung haben wir übrigens gelassen, wie er war. Denn so ist er auch auf der im Jahre 1968 erschienen Schallplatte zu hören. Für uns kann die Antwort auf die eingangs gestellte Frage nur lauten: Wohlklang und Werktreue!
Dirk Sommer
Produzent der MPS-Reissus für Triple-A
Original „Matrizier“-Tapes Remastered by Christoph Stickel und Dirk Sommer at MSM-Studios München, Germany
Reinhören
Einen Song dieses Albums können Sie im Download-Bereich des Online-Hifi-Magazines hifistatement.net in CD-Qualität, in hoher PCM-Auflösung und DSD kostenlos herunterladen.

 
                
                                     
                
                                     
                
                                     
                
                                     
                
                                     
                
        	